Jüdischer Widerstand in der Shoa
Am 19. April 1943 wagten Jüdinnen und Juden im Warschauer Ghetto den Aufstand. Sie wussten, dass sie gegen die militärische Übermacht der Nazis nicht gewinnen konnten. Aber es gelang ihnen, den Mördern mehrere Wochen Widerstand zu leisten.
Die 80. Jahrestage des Aufstands im Warschauer Ghetto im April 1943 und der Zerstörung des Minsker Ghettos im Oktober 1943 nimmt die Evangelische Stadtakademie Bochum zum Anlass, um gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern in zwei Veranstaltungen an den wenig bekannten jüdischen Widerstand gegen das NS-Regime zu erinnern.
Erste Veranstaltung:
Donnerstag, 19. Oktober 2023, 18.30 Uhr, Synagoge Bochum, Erich-Mendel-Platz 1, 44791 Bochum
Widerstand im Ghetto
Warschau, Minsk und darüber hinaus
Mehr als 1.000 Ghettos richteten die Nationalsozialisten – meist im Osten Europas – ein. Dort pferchten sie nicht nur die einheimische jüdische Bevölkerung zusammen, sondern seit Ende 1941 auch deportierte Jüdinnen und Juden aus dem Gebiet des Deutschen Reichs.
Hunger, medizinische Unterversorgung und die Willkür der Bewacher bestimmten den Alltag. „Judenräte”, die das Leben im Ghetto unter deutscher Kontrolle verwalteten, und jüdische Hilfsorganisationen hatten kaum Möglichkeiten, das Leid der Menschen zu lindern.
Lange galt die Annahme, die Bewohnerinnen und Bewohner der Ghettos hätten ihr Schicksal passiv erduldet. Inzwischen stellt sich heraus, dass sie sich schon früh – allerdings mit armseliger Ausrüstung – zur Wehr gesetzt haben. Der Warschauer Ghetto-Aufstand war Höhepunkt und weithin sichtbares Fanal ihres Selbstbehauptungswillens in der Shoa.
In seinem Vortrag beleuchtet der Historiker Markus Roth die Entwicklung in den Ghettos von Warschau und Minsk. Er schildert die Erscheinungsformen des Widerstands und deren zentrale Gestalten dort. Vor diesem Hintergrund wirft Roth auch einen Blick auf den jüdischen Widerstand in anderen Ghettos.
Mit: Dr. Markus Roth, Frankfurt/M. und Dr. Manfred Keller, Bochum
Der Historiker Dr. Markus Roth, Jahrgang 1972, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut Frankfurt am Main. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus und der deutschen Besatzungspolitik in Polen. Aktuell arbeitet er an dem Forschungsprojekt „Profit und Profiteure im Schatten des Holocaust im besetzten Polen – Geschichte und Nachgeschichte“ sowie an der deutschsprachigen Edition des Tagebuchs von Emanuel Ringelblum.

Kooperation: Evangelisches Forum Westfalen, Evangelische Stadtakademie Bochum, Freundeskreis Synagoge Bochum–Herne–Hattingen, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kreis Recklinghausen, Pädagogische Akademie der Gesellschaft für Evangelische Erziehung und Bildung (GEE) Eintritt: frei
Zweite Veranstaltung
Donnerstag, 26. Oktober 2023, 18.30 Uhr, Synagoge Bochum, Erich-Mendel-Platz 1, 44991 Bochum
Eine Kindheit im Minsker Ghetto
Film über und Gespräch mit dem Zeitzeugen Felix Lipski
Der Chirurg Felix Lipski aus Belarus/Weißrussland lebt seit 1999 als Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Bochum. Er wurde am 11. Mai 1938 in Minsk geboren. Seine Mutter Rosa Lipskaja stammte aus einer jüdischen Arbeiterfamilie. Im Juli 1941 war Felix gerade drei Jahre alt, als er mit seiner Mutter und 60.000 anderen Juden ins Ghetto von Minsk gesperrt wurde. Seuchen und ständige Razzien, bei denen Bewohner zu Tausenden erschossen wurden, gehörten zum Alltag bis zur Befreiung 1944. Rosa Lipskaja beteiligte sich aktiv am Aufbau einer Untergrundorganisation im Ghetto. Zugleich nahm sie Kontakt auf zu den Partisanen in den Wäldern bei Minsk. Die Flucht dorthin mit ihrem Kind war die einzige Chance, dem Grauen des Ghettos und dem sicheren Tod zu entkommen.
Nach einer Einführung in die Geschichte des Minsker Ghettos werden Video-Interviews gezeigt, in denen Felix Lipski von seiner Kindheit in den Wäldern berichtet. Anschließend steht er für Fragen zur Verfügung. Lipski ist einer der letzten Zeitzeugen der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, der gesundheitlich noch in der Lage ist, öffentlich über die Shoa zu sprechen.
Mit: Felix Lipski, Bochum und Dr. Manfred Keller, Bochum
Kooperation: Evangelisches Forum Westfalen, Evangelische Stadtakademie Bochum, Freundeskreis Synagoge Bochum–Herne–Hattingen, Fritz Bauer Forum Bochum, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kreis Recklinghausen, Pädagogische Akademie der Gesellschaft für Evangelische Erziehung und Bildung (GEE)
Eintritt: frei
Hinweis: Über jüdischen Widerstand, das Ghetto Minks und Felix Lipski erstellt eine Arbeitsgruppe ein Themenheft für den Unterricht, das 2024 erscheinen wird. Voranfragen an: gerda.koch-gcjz@t-online.de

3. Christliches-Jüdisches Schul-Forum
75 Jahre Staat Israel – was geht mich das an?
Israel als Thema in der Schule
Freitag, 03.11.2023 in der
Jüdischen Gemeinde Münster
mehr Informationen unter Veranstaltungen.